Und was ist mit lose verlegter Ware? Weil die Investition in eine eigene Teppichreinigungsanlage das Budget gesprengt hätte, arbeitet der Inhaber der „Leipziger Teppichreinigung“ hier eng mit
einem Partner zusammen.
Wetten, dass ...? Wenn sich Bello auf dem kostbaren Orientteppich daneben benimmt oder nach der Jubiläumsfeier im Büro der Rotwein auf dem Teppichboden Spuren hinterlassen hat, wird hektisch in den
Gelben Seiten unter „T“ wie „Teppichreinigung“ gesucht. Doch sein Eintrag in das Branchenbuch genügt Uwe Stiehler nicht: „Auch mit Anzeigen in anderen Printmedien gelingt es mir immer wieder, neue
Kunden zu akquirieren“, berichtet er. Etwa fünf Prozent des Umsatzes werden deshalb regelmäßig in die Werbung per Inserat investiert.
Der Inhaber der „Leipziger Teppichreinigung“ weiß natürlich, dass der Erfolg von Anzeigen sehr umstritten ist. „Deshalb frage ich jeden Kunden, wie er zu uns gefunden hat“, so Uwe Stiehler.
Auf diese Weise kann er die Resonanz auf die Inserate akribisch auswerten. Der Unternehmer hat die Erfahrung gemacht, dass sich Werbung in Verbindung mit redaktionellem Text im Amtsblatt der
Stadtverwaltung lohnt: „Diese Anzeigen kommen insbesondere bei Hausverwaltungen gut an.“ Auch gegenüber Boulevardzeitungen hat er seine Berührungsängste verloren. In Wochenendausgaben werden hingegen
keine Inserate mehr geschaltet. Bevor er 1999 sein eigenes Unternehmen gründete, die „Leipziger Teppichreinigung“, hatte Uwe Stiehler viele Jahre in der Verwaltung einer Gebäudereinigungsfirma
gearbeitet.
Als Branchenkenner wusste er, dass es in der sächsischen Messestadt noch Bedarf an kompetenten Dienstleistern in puncto Teppichreinigung & Co. gibt. Allerdings „eine Reinigungsanlage für lose
Teppiche wäre für mich zu kostspielig gewesen“, gibt der Unternehmer zu. Anstatt einen Kredit aufzunehmen, schloss er sich mit dem Inhaber einer Teppichreinigungsfirma aus dem Erzgebirge kurz: „Ich
nehme für ihn die Teppiche an und liefere sie auch wieder aus“, so Uwe Stiehler. Als Fachmann teilt er schon vor Ort den Kunden mit, welche „Wunder“ der Teppichreiniger vollbringen kann, stellt aber
auch klar, wo die Grenzen sind. So kommt es gar nicht erst zu überzogenen Erwartungen; Reklamationen sind auf Grund der ehrlichen Beratung selten.
Breite Palette
Die Zusammenarbeit mit der erzgebirgischen Teppichreinigung macht etwa zwanzig Prozent des Auftragsvolumens aus. Alle anderen Arbeiten in Sachen Teppichpflege erledigt Uwe Stiehler selbst vor Ort,
mittlerweile unterstützt von drei Mitarbeitern. Mitunter kommt es nämlich vor, dass – wenn schon der gute Perser gereinigt werden soll – auch gleich die Auslegeware eine Verjüngungskur verordnet
bekommt. Und da kommt der Firmeninhaber mit seiner breiten Angebotspalette gerade recht. Uwe Stiehler: „Wir bieten sowohl die Trocken- und die Nassreinigung als auch die Pad- und die Pulverreinigung
an.“
Hinzu kommen ein Schmutzfangmattenservice und das Vermieten von Teppichreinigungsgeräten in Kooperation mit Reinigungen und Drogerien. „Ein Marktsegment, das sich lohnt“, meint der Unternehmer. Der
Wartungsaufwand stehe in einem vertretbaren Verhältnis zu den Erträgen. Werde ein Gerät mindestens zehn Mal im Monat vermietet, rentiere sich die Investition. Da in Leipzig häufig umgezogen wird, sei
dies keine Utopie.
Zahlreiche Mieter und Vermieter vertrauen aber lieber auf professionelles Know-how. Immerhin dreißig Prozent der Auftraggeber der „Leipziger Teppichreinigung“ sind Privatkunden und kleinere Hotels.
Ein Fünftel der Aufträge wird durch die Teppichbodenreinigung in Büros und Verwaltungsräumen abgedeckt. Mit fünfzig Prozent sind jedoch Hausverwaltungen die größte Kundengruppe. „Hier sehe ich sogar
noch Chancen für eine Expansion“, so Uwe Stiehler.
Mobilität und Flexibilität gehören zum Handwerk. Der Fleckennotdienst ist rund um die Uhr erreichbar. Stellt sich beispielsweise kurz vor dem Besuch eines Promis heraus, dass der rote Sisal nicht
makellos sauber ist, hilft Uwe Stiehler prompt aus der Verlegenheit. Die Touren zu den Einsatzorten werden so geschickt eingeplant, dass ein Firmenfahrzeug für zwei 2-Mann-Teams ausreicht. Kein
Wunder, dass Uwe Stiehler auch außerhalb der Stadtgrenzen von Leipzig Kunden bedienen kann.
Mut zur Expansion
Fünf Prozent der Aufträge nimmt er sogar in den benachbarten Bundesländern an: „Wir arbeiten oft im Süden von Sachsen-Anhalt.“ Gerade in der Hallenser Region hat er erst unlängst einen neuen
Kundenstamm aufgebaut. Und er hat sich noch einiges vorgenommen: Thüringen und Brandenburg sollen keine „weißen Flecke“ bleiben; sogar in Bayern ist die „Leipziger Teppichreinigung“ mittlerweile
etabliert. „Trotz der Entfernung lohnt es sich für uns, dort zu arbeiten“, resümiert Uwe Stiehler. Vorausgesetzt, das Auftragsvolumen steht im angemessenen Verhältnis zum Zeitaufwand.
Natürlich sichert sich der Unternehmer ab, wenn er Kostenvoranschläge für Auftraggeber außerhalb Leipzigs abgibt: „Weil ich mir die Objekte vor der Auftragserteilung nicht ansehen kann, übernehme ich
keine Garantie für völlige Fleckenfreiheit.“ Zufriedene Stammkunden sind jedoch das beste Indiz dafür, dass Uwe Stiehler mit seiner Strategie richtig liegt und die Qualität stimmt.
Reinhard Wylegalla